Scientific Communication
Zukunft braucht Austausch – Scientific Communication gemeinsam weiterdenken
05.05.2025 // Ein Interview mit Dr. med. Michael Pogorzelski, Oberarzt am Westdeutschen Tumorzentrum der Universitätsklinik Essen
In einer Zeit, in der medizinischer Fortschritt rasant voranschreitet, sind es nicht nur neue Therapieansätze, die die Onkologie verändern – sondern auch die Art, wie wir darüber kommunizieren. Im aktuellen Experteninterview der SDMED Zukunftswerkstatt spricht Ralf Beilmann mit Dr. Michael Pogorzelski, Oberarzt am Westdeutschen Tumorzentrum der Universitätsklinik Essen, über genau dieses Spannungsfeld: klinische Praxis, wissenschaftliche Innovation – und die Notwendigkeit echter Zusammenarbeit.
Das Gespräch bietet Einblicke in die drängendsten Fragen der kommenden Jahre: Was leisten Immun- und zellbasierte Therapien wirklich? Wie können neue Technologien wie KI oder CRISPR/Cas verantwortungsvoll integriert werden? Und: Warum wird der persönliche Kontakt im wissenschaftlichen Austausch wichtiger denn je – trotz (oder gerade wegen) digitaler Formate?
Besonders spannend für Entscheider in der pharmazeutischen Industrie: Dr. Pogorzelski formuliert klare Erwartungen an die zukünftige Gestaltung von Advisory Boards, Fortbildungen und Kongresskultur. Sein Fazit: Wer wissenschaftlichen Austausch ernst nimmt, muss Räume schaffen, in denen ehrlicher Dialog mit genügend Zeit für einzelne Fragestellungen möglich ist – persönlich, strukturiert und auf Augenhöhe.
Ein Interview, das neugierig macht – auf die Herausforderungen, die vor uns liegen. Und auf das Potenzial, das im gemeinsamen Denken und Miteinander Sprechen steckt.
Kapitel in diesem Video
- 00:00 Intro & Begrüßung
- 01:48 Hämatologie und Onkologie im Wandel
- 06:15 Was kommt: Neue Therapien
- 12:27 Spezialisierung & Netzwerkdenken
- 21:47 Zukunft der Kongresse
- 36:54 KI & Geschwindigkeit in der Medizin
- 43:35 Neues Anforderungsprofil für Ärzt:innen
- 49:51 Kommunikation neu denken
- 59:36 Wer gestaltet Medizin von morgen?
- 01:12:39 Advisory Boards der Zukunft
- 01:42:21 Fazit & Ausblick
Die wichtigsten Aussagen im Überblick
Hämatologie und Onkologie im Wandel
- Die Onkologie hat in den letzten 20 Jahren eine echte Revolution durchlaufen – viele Fortschritte sind inzwischen Alltag geworden.
- Zielgerichtete Therapien haben die Behandlung verändert, bringen aber hohe Komplexität mit sich.
- Tumorzellen sind lernfähig – Resistenzentwicklungen bleiben eine zentrale Herausforderung.
Zukunft der Therapien
- Wir stehen in einer dritten großen Phase: der Immuntherapie, die das körpereigene Immunsystem aktiviert.
- Neue Ansätze wie CAR-T-Zellen oder bispezifische Antikörper zeigen Potenzial, sind aber teuer und schwer skalierbar.
- Therapien werden individueller – damit wächst der Bedarf an spezialisierter Expertise und fachübergreifendem Austausch.
Netzwerke & Zusammenarbeit
- Exzellenzzentren sind wichtig, aber Wissen muss in die Fläche getragen werden.
- Persönliche Netzwerke bleiben entscheidend – insbesondere im Austausch zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzt:innen.
- Formate wie Advisory Boards oder regionale Treffen können helfen, Versorgungsrealitäten zu verbinden.
Kongresse & Fortbildung
- Kongresse sind Wissensquelle und Netzwerkplattform – mit wachsender Bedeutung.
- Virtuelle und hybride Formate sind wertvoll, können aber persönliche Treffen nicht vollständig ersetzen.
- Die Rolle der Industrieausstellung bleibt zentral für den informellen Austausch.
Künstliche Intelligenz & Praxis
- KI kann helfen, Komplexität zu reduzieren – vor allem bei Wissensaufbereitung und Kongressnavigation.
- In Therapieentscheidungen wird KI unterstützend wirken, aber das ärztliche Urteil bleibt zentral.
- Patient:innen werden weiterhin ärztliche Begleitung und Einordnung verlangen – nicht die KI allein.
Ärztliches Rollenbild im Wandel
- Ärzt:innen brauchen künftig auch Kompetenzen in Dateninterpretation und Technikbewertung.
- Ausbildung und Studium sollten stärker auf den reflektierten Umgang mit KI vorbereiten.
Kommunikation & Verantwortung
- Schnelligkeit in der Kommunikation darf nicht auf Kosten der Qualität gehen.
- Die Rolle der Pharmaindustrie sollte künftig stärker im kooperativen Wissensaustausch liegen – auch gemeinsam mit anderen Unternehmen.
- Kommunikationsagenturen als neutrale Moderator:innen können helfen, ehrlichen Austausch zu ermöglichen.
Neue Player im System
- Auch Ethiker:innen, Vertreter:innen von Patientenorganisationen und KI-Expert:innen werden künftig die Medizin mitgestalten.
- Wissenschaftskommunikation muss professioneller, zugänglicher und vertrauenswürdiger werden.
Wissenschaft auf neuen Kanälen
- Wissenschaftliche Influencer:innen haben Potenzial – gerade für den Dialog mit den Patient:innen.
- Wichtig: Inhalte müssen valide und auf die jeweilige Fachkompetenz beschränkt bleiben.
Advisory Boards: Anspruch & Zukunft
- Offenheit, Struktur und Austausch auf Augenhöhe sind entscheidend für den Erfolg von Advisory Boards.
- Präsenz bleibt wichtig, insbesondere für neue Netzwerke. Virtuelle und asynchrone Formate sind ergänzend sinnvoll – aber kein Ersatz.
- Gut moderierte, professionell vorbereitete Formate bringen allen Beteiligten echten Mehrwert.
Dr. med. Michael Pogorzelski ist Oberarzt an der Inneren Klinik des Westdeutschen Tumorzentrums der Uniklinik Essen. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie und sowohl forschend als auch in der ambulanten Versorgung von Patient:innen tätig.
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