Medical Education
Kernaussagen Round-Table-Talk Februar 2025
05.05.2025 // Kernaussagen aus einem Fokus-Gespräch mit Vertreter:innen aus Industrie, Klinik und Fachgesellschaften über die Zukunft der medizinischen Fortbildung.
Anfang 2025 haben wir in einem Round-Table-Gespräch mit Vertreter:innen aus Industrie, Klinik und Fachgesellschaften über die Zukunft der medizinischen Fortbildung gesprochen. Was wird relevant? Was bleibt relevant? Neben unseren Kurzanalysen zu wesentlichen Aspekten aus dem Gespräch, möchten wir Ihnen hier auch eine kurze Übersicht der wichtigsten Kernaussagen auflisten.
Wenn Sie Fragen zu einzelnen Punkten haben oder Ihre eigenen Gedanken in die Zukunftswerkstatt einbringen möchten, dann melden Sie sich gerne bei uns.
Notwendigkeit und Wandel der medizinischen Fortbildung
- Kernaussage: Medizinische Fortbildung bleibt essenziell, aber wird sich grundlegend verändern. Digitale Technologien, KI und veränderte Arbeitsbedingungen werden Fortbildungsformate innovativer, internationaler und effizienter machen (müssen). Gleichzeitig bleibt der persönliche Austausch wichtig.
- Details
- Medical Education bleibt essenziell, wird aber digitaler, internationaler und innovativer.
- Der individuelle Zeitrahmen von Ärzt:innen wird knapper, daher müssen Fortbildungen flexibler werden, z. B. durch hybride und digitale Angebote.
- Die Fortbildung muss weg von klassischen Frontalformaten hin zu interaktiven, zielgerichteten und praxisorientierten Ansätzen. Die Didaktik muss neu gedacht werden.
- Fortbildung muss auch dazu beitragen, die Bedeutung und das Spannende von Fachrichtungen darzustellen, die von jungen Mediziner:innen eher wenig gewählt werden.
Online-, Präsenz- und Hybrid-Formate
- Kernaussage: Digitale Formate ermöglichen eine größere Reichweite und internationale Vernetzung. Präsenzveranstaltungen bleiben dennoch für den persönlichen Austausch, Networking und tiefgehende Diskussionen unverzichtbar – auch für die jüngeren Generationen. Hybridformate bieten nur bei richtiger Konzeption und passenden Rahmenbedingungen eine gute Kombination aus Zugänglichkeit, Flexibilität und Interaktivität.
- Details
- Junge Ärzt:innen haben Interesse an Präsenzformaten, aber diese müssen attraktiv gestaltet sein – reine Vortragsveranstaltungen mit Frontalunterricht haben wenig Zukunft.
- Reisebeschränkungen durch Kliniken und Work-Life-Balance-Anforderungen beeinflussen u.U. Teilnahme an Präsenzveranstaltungen.
- Digital muss anders gedacht werden: Reine digitale Fortbildungen müssen stark didaktisch angepasst werden, da klassische „abgefilmte“ Präsenzvorträge online oft nicht funktionieren.
- On-Demand-Angebote gewinnen an Bedeutung, da Ärzt:innen sich Fortbildungen zeitlich flexibel ansehen möchten.
- Digitale Anbieter werden nicht alle überleben. Es werden die bleiben, die „es anders machen“.
- Hybrid ist nicht für jede Veranstaltung geeignet: Insbesondere bei regionalen Veranstaltungen sowie bei hohem Interaktionsbedarf ist Anwesenheit entscheidend, um den persönlichen Austausch zu fördern.
Work-Life-Balance, Zeitmangel und neue Generation von Ärzt:innen
- Kernaussage: Ärzt:innen müssen Fortbildung in ihren ohnehin knappen Zeitplan integrieren können. Fortbildungen müssen flexibel sein – durch Onlineformate, On-Demand Inhalte und kurze, fokussierte Sessions. Wochenendveranstaltungen werden zunehmend unattraktiver bzw. nur bei klarem Nutzen aus Sicht der Teilnehmenden genutzt.
- Details
- Work-Life-Balance hat hohe Priorität, junge Ärzt:innen wollen Familie und Beruf vereinbaren. Wochenendveranstaltungen sind daher oft unattraktiv (gilt nicht für die großen, nationalen Kongresse).
- Die medizinische Fortbildung muss geschlechter- und generationengerechter werden, da sich auch die Ärzt:innen-Struktur verändert (z. B. zunehmender Frauenanteil).
- Bedarfe der Zielgruppen müssen ermittelt und konsequent berücksichtigt werden.
Gamification und neue Lernformate
- Kernaussage: Fortbildung muss interaktiver, praxisorientierter und didaktisch optimiert werden. Das schließt auch Gamification ein, sofern die Elemente zum Publikum und den Inhalten passen.
- Details
- Teilnehmer:innen erwarten stärker praxisbezogene Inhalte, gut(!) moderierte Diskussionen und interaktive Formate. Reine Vorträge werden als weniger effektiv empfunden.
- Gamification kann sinnvoll sein, aber mit Augenmaß: Zu spielerische oder „alberne“ Formate werden von Ärzt:innen nicht angenommen.
- Interaktive Abstimmungen, Podiumsdiskussionen und Pro-Contra-Debatten kommen besser an als klassische Vorträge.
- Didaktik muss verbessert werden, um Inhalte ansprechender und einprägsamer zu vermitteln.
Die Rolle von KI in der medizinischen Fortbildung
- Kernaussage: KI wird die medizinische Fortbildung durch automatische Übersetzungen, personalisierte Lernpfade und optimierte Didaktik stark beeinflussen. KI kann helfen, Inhalte zielgerichteter aufzubereiten, Präsentationen zu optimieren und internationale Zugänglichkeit zu verbessern.
- Details
- KI bietet große Chancen für die Internationalisierung: Live-Übersetzungen und Untertitel in Echtzeit erleichtern den Austausch über Ländergrenzen hinweg.
- KI kann Inhalte optimieren, indem sie z. B. lange Präsentationen komprimiert oder mit anschaulicheren Grafiken versieht.
- Automatisierte Wissenszusammenfassungen könnten helfen, aktuelle Studien effizient zu verarbeiten.
- Moderation durch KI oder Avatare wird eher kritisch gesehen, da sie den Menschen bislang nicht ersetzen können.
Herausforderung: Die „Nicht-Fortbildungswilligen“ erreichen
- Kernaussage: Es gibt eine Gruppe von Ärzt:innen, die sich nicht aktiv fortbilden – dies muss sich ändern, um die Versorgung von Patient:innen zu verbessern und z.B. neue Therapien schneller in den Praxisalltag zu integrieren. Neue Formate, Netzwerke und Peer-Ansätze müssen entwickelt werden, um auch diese Zielgruppe zu motivieren.
- Details
- Viele Ärzt:innen nehmen an (Pharma-)Fortbildungen nicht teil, obwohl neue Medikamente oder Therapien eingeführt werden.
- Zertifizierungssysteme oder verpflichtende Fortbildungen könnten hier eine Lösung sein; aber: Fortbildungen müssen so gestaltet sein, dass sie Interesse wecken und nicht als Pflichtübung empfunden werden.
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